Bischofthumer Zeitzeugen berichten

Bischofthum gehörte zum Kirchspiel Kasimirshof. Es gab einen evangelischen Friedhof. 1925 hatte Bischofthum 282 Einwohner, davon waren 281 Protestanten und 1 Katholik. Ein Glockenturm stand oben im Dorf auf dem Essberg. Hier befindet sich auch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Die evangelischen Bewohner der Gemeinde Bischofthum gehörten zum Kirchspiel Kasimirshof. Das katholische Kirchspiel war in Pollnow, Kr. Schlawe. Das Standesamt befand sich in Kasimirshof.

Auf dem Abbau war ein Schießstand. Dieser im Messtischblatt von 1939 eingetragene Schießstand war im Vorläufer von 1928 noch nicht vorhanden. Die Schützenfeste fanden bei Pantels in der Gastwirtschaft statt. Die Musik kam von Schülkes Karl und Paul.

Ein Spritzenhaus befand sich hinter dem Spielplatz der Schule mit einer von Hand zu betätigenden Spritze.

Auch in Bischofthum hat es früher Nachtwächter mit Signalhorn gegeben. Amtliche Bekanntmachungen wurden mit einer sogenannten Holzkeule von Haus zu Haus weitergereicht. An der Keule war das jeweilige Schriftstück befestigt.

Von Bischofthum bis Stettin sind es etwa 160 km, bis Berlin etwa 270 km. Die Poststation und Einkaufsstadt Baldenburg liegt ca. 4 km entfernt, bis Bublitz zur Molkerei sind es 16 km.

Die sparsamen Bischofthumer legten ihr Erspartes an: bei der Spar- und Darlehenskasse, Kontrollverein Bischofthum, bei der Sparkasse des Landkreises Köslin, Zweigstelle Bublitz, bei der Sparkasse des Kreises Schlochau, Hauptzweigstelle Baldenburg.

Der Gemeinde Bischofthum stand ein Gemeindevorsteher vor, der keinen eigentlichen Amtssitz hatte.

Die Wiesen und Torfkuhlen der Landwirte lagen in einzelnen Parzellen entlang der Küddow und dem Wittfelder Fließ zwischen Hohenstein, Kasimirshof und Wittfelde. Die verschiedenen Arten von Torf rechneten früher zu den Bodenschätzen des Landes, als Kohlentransport noch nicht üblich war und Holz als teures Feuerungsmaterial galt.

 

In Bischofthum wurde die Milch auf eigens gefertigte Bänke an den Straßenrand gestellt und dann von der Molkerei Bublitz abgeholt. Der Kreis Neustettin war auch ein Paradies für Pilz- und Beerensammler. Es war ein Festtag, wenn ganze Familien in die Pilze gingen. Jährlich wurden in Rummelsburg 8.000 Zentner Pilze und Beeren verladen.

Fischkundige Landsleute nennen Quappe (Raubfisch bis 8 kg), Maräne (felchenartiger Fisch), Karausche (Bauernkarpfen) oder gar den Stint (kleiner Lachsfisch) als Leckerbissen.

Egon Giese berichtet:

Die Nachbarn Rütz und Bansemer hatten 1940 Streit miteinander, weil ein Licht-Strommast für Bansemer auf dem Land von Rütz stand, Rütz war so wütend, das er einfach den Mast mit der Axt abhackte, somit hatten Bansemers bis 1945 keinen Strom, folgedessen benutzten Bansemers immer noch ihren Pferdegöpel zum Dreschen, unser Schulweg nach Kasimirshof in die einklassige Schule führte daran vorbei, auf dem Rückweg sind Egon und Erika dann oft damit Karussell gefahren.

Wenn die Kühe auf der Wiese an der Straße nach Kasimirshof gehütet wurden und andere Kühe in Richtung Bischofthum getrieben wurden, liefen die jungen Kühe meistens mit nach Bischofthum 2,5 km und nicht den Weg zu unserem Hof hinunter. Egon musste dann mit Vater Otto die Kühe von dort wieder abholen.

Walter Bansemer war Postbote, im Februar 1945 war er aus Berlin bei seiner Mutter zu Besuch, er zog seine Postuniform an, die Russen hielten ihn aber für einen SS Mann und haben ihn erschossen.

Karl Phillip, der Vater von Wally, wurde auch erschossen.

Albert Stach hatte zwei jugendliche Nichten. Um sie vor Vergewaltigungen von den Russen zu schützen, hat er sie kahl geschoren und ihnen Männerkleidung angezogen. Auf dem Hof war später sogar eine russische Kommandantur, die haben es wohl auch nicht bemerkt.

Am 27.2.1945 kam eine russische Panzer-Kolonne aus Richtung Groß Wittfelde, an Bischofthum und Orthmann vorbei, Richtung Grünbaum und davor dann Richtung Linow und Bublitz. Die gesamte Vorstoß-Kolonne soll angeblich aus ca. 200 Panzern bestanden haben, (auf jedem Panzer ca. 20 mit M.P. bewaffnete Soldaten). Der Vorstoß wurde vor Baldenburg in Kämpfe verwickelt und teilte sich dann, Baldenburg wurde umfahren, die Russen wussten sicherlich von den Bunkerbefestigungen.

Otto Giese hatte einen Pferdewagen zur Flucht vorbereitet, er wurde aber einige Tage vor dem Einmarsch der Russen zum Volkssturm eingezogen, um in Baldenburg die Panzersperre aus Fichtenstämmen zu bewachen, ohne ihn ist die Familie nicht losgefahren. Beim ersten Kanonendonner hat er die Sperre verlassen und kam unbeschadet nach Hause.

Im Krieg wurden auch gefangene Polen, Russen, Ukrainer u. Franzosen als Fremdarbeiter für die Landwirtschaft und den Autobahnbau zugewiesen. Die im Bau befindliche Autobahn von Stettin bis Danzig führte über die Baldenburger Abbauten von Wurchow kommend an Gramshof vorbei, die Trasse war schon ausgeschoben. Konrad Zemke wurde dort 1944 zum Arbeitsdienst eingezogen, sie war schon von den Nazis als fertige Autobahn in die Pommern-Landkarte eingezeichnet.