Ihre Ausbreitung

Mit der Einführung der Bauernordnung im Jahr 1616 wurde die Leibeigenschaft der untertänigen Landbevölkerung festgeschrieben. Wegen der damit verbundenen Schollenbindung waren Heiraten zunächst auf den näheren Umkreis von Bischofthum, nämlich auf die Dörfer der Domäne Bublitz, beschränkt.

Zu dieser territorialen Einschränkung heißt es in den Bemerkungen zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen in Pommern im 17. Jahrhundert aus der Bibliothek von Klaus-Dieter Kreplin:

Schließlich lässt sich aus den Listen auch noch entnehmen, dass die gleiche Sippe meist nur in nahe voneinander gelegenen Ortschaften vorkommt, – auch ein Zeichen der geringen Freizügigkeit der bäuerlichen Bevölkerung.

Klaus-Dieter Kreplin Namensformen

Über viele Jahrhunderte scheint es ausschließlich Bauern in Bischofthum gegeben zu haben. Erst 1784 gab es in der von Brüggemann verfassten Beschreibung des gegenwärtigen Zustands in Pommern einen Hinweis auf einen Schmied und einen Schulmeister.

Bischofthum 1 ½ Meilen von Bublitz südostwärts, ½ Meile von der Westpreußischen Stadt Baldenburg südwestwärts und eben so weit von dem Dorfe Casimirshof, hat 1 Freyschulzen, 15 Bauern, 1 Halbbauern, 3 Büdner, 1 Schmied, 1 Schulmeister, 25 Feuerstellen, ist zu Casimirshof in der Bublitzschen Synode eingepfarrt und gränzt an die Westpreußische Stadt Baldenburg, an das Westpreußische Dorf Wittenfelde und an die Pommerschen Dörfer Casimirshof und Stepen.

Brüggemann, Seiten 540 ff.

Heiraten waren überwiegend der Auslöser von Wanderungsbewegungen von und nach Bischofthum und beschränkten sich zunächst auf die Dörfer der Domäne Bublitz. Erst mit der Lockerung der Schollenbindung, die wohl auf die 1777 geäußerte Absicht Friedrich des Großen zur eigenthümlichen Übertragung der Bauernhöfe zurückgeht, sind Heiraten ohne diese territoriale Einengung feststellbar und eine stärkere Durchmischung der Bevölkerung setzte ein. Leider geben die erhaltenen Urkunden über die Herkunftsregionen der Neuankömmlinge in den seltensten Fällen Auskunft.

Dokumentiert sind einige Beispiele für beruflich bedingte Wanderungen der Bischofthumer oder Ortswechsel aufgrund ihrer sozialen Diskriminierung. Gegen 1768 verließ ein nachrangiger Erbe des Schulzen David Kockenbecker Bischofthum, das zu der Zeit zum Fürstenthumschen Kreis gehörte, und ging als Müller nach Ratzebuhr im Kreis Neustettin. Der Schmiedemeister Johann David Kuchenbecker verließ um 1813 Bischofthum und siedelte in Dolgen im Kreis Neustettin an, seine Söhne wanderten nach Neustettin und Gerwischkehmen in Ostpreußen. Und die Mutter eines unehelichen Kindes zog um 1835 von Bischofthum nach Rittersberg, Kreis Schlochau in Westpreußen. Ein die Migration auslösender Bevölkerungsüberschuss, der nach allgemeiner Auffassung durch Verbesserungen bei der Ernährung und der Hygiene ausgelöst wurde, konnte in Bischofthum bei den von der Landwirtschaft lebenden Familien frühestens mit einer Verzögerung von rund einer Generation um 1850 auftreten. Also bei den Generationen, die von der Separierung und der Gemeinheitsteilung, d.h. nach der Zunahme der frei verfügbaren, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen profitierten. Und in der Tat sind in diesem Zeitraum diverse Migrationsbewegungen feststellbar, die zuerst als Landflucht in die Städte gerichtet waren, vor allem nach Berlin, aber auch in näher gelegene, wie z.B. Neustettin.

Der Bau der Eisenbahnstrecken und die Entwicklung von Neustettin zu einem Eisenbahnknotenpunkt schufen Arbeitsplätze. Außerdem erleichterte seit 1879 die nur 6 km entfernte Bahnstation in Baldenburg an der Eisenbahnstrecke von Neustettin über Rummelsburg nach Stolp die Reisebedingungen für Migranten, insbesondere für Auswanderer erheblich.

Die Reiserouten der Bischofthumer Auswanderer führten vom Bahnhof Baldenburg über Neustettin und Belgard zum Abreisehafen nach Stettin oder über Neustettin, Belgard, Stettin und Berlin zum Abreisehafen nach Hamburg, bzw. über Neustettin, Schneidemühl, Landsberg, Frankfurt (Oder), Berlin nach Hamburg.

Auswanderungen nach Übersee lassen sich für Bischofthum anhand der Grundakten nicht nachweisen. Kirchenbücher und andere Dokumente, die Aufschluss geben könnten, sind nicht vorhanden. Die Passagierlisten bzw. Einreisedokumente geben häufig nur Auskunft über das Herkunftsland ohne eine genauere Ortsangabe.

Jedenfalls erscheinen Auswanderungen für die Zeiträume vor 1850 unwahrscheinlich, wenn man unterstellt, dass der Bevölkerungsüberschuss ein wesentlicher Grund dafür war.

Dennoch können einige Bischofthumer Einwohner in die USA, nach Brasilien und Australien ausgewandert sein.

Weiterhin wanderten große Gruppen nach Nordamerika aus (vor allem in den US-Staat Wisconsin, wo sich heute noch ein bedeutender Teil zu seinen pommerschen Wurzeln bekennt) und nach Brasilien, besonders in die südbrasilianischen Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul.

Die Nachfahren der Pommern nennen sich dort Pomeranos (bedeutender Ort ist die Stadt Pomerode), die viel von der plattdeutschen Sprache (Pommersch Platt) und von der Kultur ihres Ursprungslandes und dazu ihre evangelische Konfession bewahrt haben. Die ca. 250.000 Pom(m)eranos sind die größte Gruppe Deutschstämmiger (2 Millionen) in Brasilien (190 Mio.).

Pommersche Landsmannschaft Geschichte Pommerns

Quelle: Kreisblatt Schlawe 1870