Über einen Hexenprozess in Stepen um 1650

Das beklagenswerte Opfer im Stepener Hexenprozess war Anna Venzke, die Witwe des Bauern Anton Dahlke. Welche unsinnigen Dinge glaubte man von ihr!

Sie wurde beschuldigt, einen Teufel namens Balzer zu haben. Von der Dally habe sie auch die Zauberei erlernt.

In der Donnerstagnacht habe sie sich am Lübzer See umtaufen lassen. Frau Dally und Michel Dahlke seien die Taufpaten gewesen. Als neuen Namen habe sie den Namen Liese angenommen.

Von dem Glauben an Hexen, die mit dem Teufel im Bunde ständen, ließ sich im 17. Jahrhundert keiner mehr abbringen, ja selbst Gelehrte, Adlige und Fürsten glaubten an den unheimlichen Teufelsspuk. Die verblendeten Richter glaubten all den Unsinn.

Was sollte Anna Venzke nicht alles verbrochen haben!! Der Frau des Schulmeisters zu Schlochau, die auch als Hexe verbrannt wurde, habe sie eine gelbe Blume gegeben, aus welcher zuerst eine gelbe Katze und dann ein Kerl geworden sei. Vielen Leuten habe sie Schaden an Mensch und Tier getan. Dem Jakob Röden habe sie zwei Ochsen hinkend gemacht. Auf dessen Bedrohung hin habe sie die Tiere wieder geheilt. Der Frau des Schäfers Ernst habe sie den Teufel auf den Leib gewiesen. Dass diese krank geworden sei und vor Kopfweh rase.

Anna Venzke wurde erbarmungslos vor den Richter geschleppt. Als sie nicht genügend und zur Zufriedenheit aussagte, so wurde der Scharfrichter zur qualvollen Folterung bestellt.

Sie wurde auf die schräge Leiter gebunden, und es wurden ihre die Beinschrauben angelegt, die die Füße so fest zusammenpressen, dass die Glieder knacken. Als alles nichts nützte und Anna ihre Unschuld weiterhin beteuerte, so wurde sie mit Schwefel gebrannt. Als sie bei der Befragung immer wieder standhaft betont, keinen Geist außer dem Herrgott zu haben, da schreitet der gefühllose Richter zur letzten Tortur, um doch ein Geständnis herauszupressen.

Man schneidet ihr die Haare ab, bindet sie an Händen und Füßen und legt Daumen- und Beinschrauben zugleich an. Als Anna auch diese Unmenschlichkeit schweigend erträgt, wird sie zum Feuertode auf dem Scheiterhaufen verurteilt und bei lebendigem Leibe verbrannt. Ihre Asche tragen die Winde fort.

Das Bekenntnis gaben: Stepen, den 13. Juni 1653
Hans Dally von Kasimirshof
Peter Hasemann von Eickfier
Die Chim Butsche von Porst
Martin Jürgen Zarthan