Berufsnamen

Sehr viele Namen spiegeln das mittelalterliche Leben und seine Berufe wider. Der Beruf war das Aushängeschild eines jeden und beschrieb die Stellung und die Aufgaben innerhalb der Gesellschaft. Es lag daher nahe, seine besonderen Fähigkeiten, die im Beruf oder im Nebenberuf ausgübt wurden, zum Namen zu machen.

Berufsname

Kuchenbäcker, Kuchenbecker: Berufsname zu mhd. kuoche (Kuchen) und mhd. becke (Bäcker) für den Feinbäcker, der auf das Backen von Fladen, Pfefferkuchen, Lebzelten, Oblaten u.a. spezialisiert war. Henne vom Ortenberg, genannt Kuchenbecker ist 1476 in Gießen bezeugt.

Rosa und Volker Kohlheim Duden Familiennamen, 2005

1320 niederdeutsch Kokenbeckere, Berufsname zu mittelhochdeutsch kuoche (Kuchen) und becker (Bäcker).

Horst Naumann (Hrsg.) Das große Buch der Familiennamen, Alter, Herkunft, Bedeutung, 2007

Unter den 50 häufigsten Familiennamen stellen die Berufsnamen die Mehrheit (30 Namen), schon die ersten 14 sind Berufsbezeichnungen. Beispiele für deutsche Zunamen, die aus einer Berufsbezeichnung hervorgingen, sind Schmidt (Schmitt, Schmied), Kaufmann, Müller, Becker (Bäcker), Schneider, Fischer, Meyer (Oberbauer, Großbauer), Weber, Wagner (Wagenradbauer), Schulz (Ortsvorsteher, Bürgermeister, Vollstreckungsbeamter) und auch Kuchenbecker.

Wikipedia

Bäckerhandwerk

Schon 2700 vor Christus gab es in Ägypten Bäckereien. Die ägyptische Bäckerei kannte bereits 30 Brot- und Kuchensorten. Das Bäckerhandwerk entwickelte sich bei uns etwa im 13. Jahrhundert.

Das Handwerk des Bäckers teilte sich früher noch in Zuckerbäcker (Konditor), Pfefferkuchenbäcker (Lebkuchen), Los- oder Weißbäcker (Weizenbrot, Brötchen etc.), Fast- oder Schwarzbäcker (Roggenbrot).

Wikipedia Bäcker

Auf dem Land und in den Dörfern waren eine tiefe Spezialisierung nicht üblich und differenzierende Berufsbezeichnungen deshalb und wegen der geringen Bevölkerungsdichte nicht nötig, so hieß man dort einfach Schulze, Müller, Schmied, Bauer oder Schäfer. Anders sah es jedoch in den Städten aus. So sind in Heidelberg um 1300 etwa 100 selbständige Berufszweige bekannt. Die von den Zünften bis ins Detail geregelte Arbeitsteilung bescherte den Städten eine Formenvielfalt an Berufen, die sich in den Namen niederschlug.

Backkunst

Die Backkunst entwickelte sich zuerst in den Klöstern und herrschaftlichen Höfen. Bis zum 15. Jahrhundert hatte das deutsche Bäckerhandwerk seine höchste Blüte erreicht. Es erfuhr durch Differenzierung eine starke Professionalisierung und wies später, vor allem in den großen mittelalterlichen Städten, eine große Spezialisierung auf. Hiervon zeugen noch Familiennamen wie Flader, Hipper, Kuchler, Kucher, Mutschler, Semmler, Zelt(n)er u.a..

Rosa und Volker Kohlheim Duden Familiennamen, 2005
Brockhaus Enzyklopädie, 2006

Die Vielfalt der Berufsnamen für den Kuchenbäcker wurde weiter durch regional unterschiedliche Bezeichnungen gesteigert, wie der Duden nachweist.

Und insbesondere Kunze führt die Vielfalt der im Mittelalter gebräuchlichen Bezeichnungen für den Bäcker in einer tabellarischen Auflistung beispielhaft für 6 Orte (Arnsburg, Freiburg, Esslingen, Bonn, Nürnberg, Regensburg) auf: Beck, Becker, Brotbeck, Chrampffenpacher, Flader, Fladenner, Fladenpeck, Fladner, (Haus)rockner, Hornoffer, Kuchenbecker, Lebkucher, Lepkuocher, Lebzelter, Muscheller, Mutschelbeck, Mutschler, Oblater, Pech, Peck, Pister, Pfister, Pritzner, Rogener, Schoenebrotpecke, Semler, Symelere, Vladenbecker, Weckler, Weißbecker, Wijsbecker, Weispech, Zelter, Zuckerbecker.

Prof. Dr. Konrad Kunze dtv-Atlas Namenkunde, 1998

Weitere andernorts gebräuchliche Berufsnamen aus dem Bäckerhandwerk sind: Backer, Bäck, Bäcker, Backer, Hipp, Hippe, Hipper, Hipp(ler), Kucheler, Küchler, Kuchenbäcker, Kuchenbaecker, Kuchenbeker, Lebkuchner, Pfanzelter, Pistor, Pistorius, Pfisterli, Pfisterer, Pfistner, Semmler, Zeltner.

Crustarius und Crustularius werden als alte lateinische Berufsbezeichnungen für den Kuchenbäcker genannt.

Niederdeutsche Schreibweisen für den Kuchenbäcker sind Kokenbecker, Kockenbecker, Kaukenbecker, Koeckenbecker, Kouckenbecker.

Für Arnsburg sind die Familiennamen Beck, Becker, Kuchenbecker, Zuckerbecker, Weißbecker, Symelere genannt. In der Liste von Kunze taucht Kuchenbecker in Arnsburg unikal auf. Arnsburg war eine 1174 gegründete Abtei der Zisterzienser nahe der Stadt Lich, Kreis Gießen. Arnsburg wurden 1300 die Stadtrechte verliehen.

Prof. Dr. Konrad Kunze dtv-Atlas Namenkunde, 1998