Vertreibung der Polen nach Osten

Das Verhalten der Polen nach Kriegsende ist vielleicht mit dem von ihnen selbst Erlebten zu erklären. Da ist zunächst die Vertreibung aus ihrer Heimat, dem sogenannten Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete, nach Osten zu nennen:

Auf dem Land umzingelten SS und Polizeibeamte unter Mitwirkung von jungen Volksdeutschen bei Nacht ein Dorf nach dem anderen und gaben den Einwohnern 45 Minuten Zeit, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Bauernfamilien mussten mit ihren Fuhrwerken in den nächsten Marktort fahren, wo man sie hinter Stacheldraht sperrte, während die Fuhrwerke dazu benutzt wurden, eintreffende Ansiedler zu den geräumten Bauernhöfen zu fahren. Wenn alles glatt ging, kam vorher eine Kolonne deutscher Putzfrauen, die möglichst alle Anzeichen für ein unfreiwilliges Verlassen der Höfe beseitigen mussten, doch häufig fanden die Ankömmlinge die Betten noch warm und auf dem Küchentische die Überreste eines hastig eingenommenen Mahls. In manchen Fällen wurden Fällen wurden Lastwagen eingesetzt, um die Volksdeutschen zu Bauernhöfen zu bringen, von denen gerade die polnischen Eigentümer unter den Augen der Neuankömmlinge mit Gewalt weggeführt und mit denselben Lastwagen abtransportiert wurden.

David Blackbourn, S. 326

Die Ansiedler waren Volksdeutsche, die 1939/40 aus dem Baltikum, dem polnischen Teil Wolhyniens, aus Bessarabien, der Bukowina und Galizien zur Festigung des deutschen Volkstums heim ins Reich, im Wesentlichen dem Reichsgau Posen und dem Reichsgau Danzig-Westpreußen (und auch dem heutigen Weißrussland) zugeführt werden sollten.

Wie tief die Scham (oder das Unbehagen) [der volksdeutschen Ansiedler] auch reichen mochte, die Umsiedlung bedeutete wirtschaftlich einen außerordentlichen Sprung nach vorne. Doch während es … kaum einen Kreis, eine Gemeinde gab, in der nicht die Hakenkreuzflagge von den Giebeln der Häuser wehte, wurden die von Haus und Hof Vertriebenen mit einem Koffer und einer Barschaft von 20 Złoty gezwungen, im Osten eine neue Heimat zu suchen.

Weiter nach Osten konnte nach der damals bestehenden Lage nur eines heißen: ins Genaralgouvernement.

David Blackbourn, S. 326

Die Umsiedlungspolitik wurde übrigens auch von einem Kuchenbäcker unterstützt, der seinen Namen später veränderte: Dr. Karl Kuchenbecker. Seine Vorfahren stammten aus Liebengrün im heutigen Thüringen.

Karl Kuchenbäcker Neuordnung der Agrarstruktur im Generalgouvernement, in Forschungsdienst, Organ der deutschen Landbauwissenschaft 11, 1941, S. 725f.

Während des Krieges wurden viele Polen gezwungen, im Reich Zwangsarbeit zu leisten, um die fehlende Arbeitskraft der zum Kriegsoder Sanitätsdienst eingezogenen Bevölkerungsteile auszugleichen.